Fast jeden Tag teilen Verwandte, Freunde, Nachbarn und Kollegen Fotos, Texte und Videos über Whatsapp miteinander. Das gab es auch schon vor Corona. Jetzt ist es aber noch viel häufiger geworden. Der Wunsch ist groß, sich gegenseitig eine kleine Freude zu machen.Mit Bildern von den ersten Blüten und vom Frühjahrssonnenschein, vom neuerwachenden Leben in der Natur. Mit Videos von Musikaufnahmen, privat oder von Musikern im „Home-Office“, die die einzelnen Stimmen zusammen schneiden: „Flieg, Gedanke“ aus Verdis „Nabucco“, die „Ode an die Freude“ aus Beethovens 9. Sinfonie oder verschiedene Segenslieder, das vielgeliebte „Mögen sich die Wege vor deinen Füßen ebnen…“ – Musik, die von Freiheit singt, von Verbundenheit – „alle Menschen werden Brüder (oder Schwestern)“ -, von dem Wunsch nach Geborgenheit – „und bis wir uns wiedersehen, halte Gott dich fest in seiner schützenden Hand“. In den Bildern und Videos, die weitergegeben werden, drücken sich Sehnsüchte und Hoffnungen aus. Und die Suche nach dem, was wirklich trägt in dieser Zeit.

Vor einigen Tagen bekam ich ein Video, in dem ein Brief vorgelesen wird, den Albert Einstein an seine Tochter geschrieben haben soll. Ob er authentisch ist oder nicht (was wahrscheinlicher ist), scheint mir nicht so wichtig zu sein. Aber der darin ausgedrückte Gedanke, daß das, was unserem menschlichen Leben Sinn verleiht und uns „rettet“, die Liebe allein ist: Wenn wir wollen, daß unsere Art überleben soll,…, wenn wir die Welt und alle fühlenden Wesen, die sie bewohnen, retten wollen, ist die Liebe die einzige und letzte Antwort… Liebe ist die Quintessenz des Lebens, die in jedem und jeder von uns wohne und wirke. Im Epheserbrief heißt das so: Ihr seid in der Liebe eingewurzelt und gegründet. (Eph 3,17)

Wie gut, daß diese Bilder, Videos, die Musik und die Worte weitergegeben werden. Damit wir uns auch auf diese Weise gegenseitig immer wieder stärken können in dem, was trägt, bleibt und Mut für morgen macht. Und dafür brauchen wir auch nicht unbedingt Whatsapp: Vieles lässt sich auch im Gespräch am Telefon oder in einem Brief weitergeben und teilen.

Pastorin Dr. Wiebke Bähnk