Social Distancing heißt das Motto dieser Tage. Abstand halten. Wenn es irgend möglich ist Zuhause bleiben. Pflegekräfte und Ärzte bitten allenthalben: Wir bleiben für euch hier, bleibt für uns zu Hause. Zuhause bleiben fällt den meisten von uns schwer, Abstand halten auch. Wir sind soziale Wesen, gewöhnt, Zuwendung und Verbundenheit auch durch Nähe auszudrücken. Nicht nur die Jugendlichen, die mit ihrer Clique zusammen sein wollen. Auch für Menschen, die Angehörige in einem Seniorenheim oder zur Zeit im Krankenhaus haben, die sie jetzt gar nicht oder nur sehr eingeschränkt besuchen dürfen, ist diese Situation schwer auszuhalten. Und die, die kaum noch Besuch bekommen, fühlen sich isoliert und vereinsamt. Nicht immer ist das aufzufangen.

Aber etwas tröstet: Daß so viel Phantasie und Bereitschaft da sind, andere, kreative Wege zu finden, Zuwendung auszudrücken: Gespräche am Telefon, ein wunderschöner altmodischer Brief, ein „Care“-Paket mit stärkendem Inhalt, Live-Musik vor einem Seniorenheim, ein Klopfen ans Fenster beim Nachbarn oder bei einem Heimbewohner, ein kurzes Gespräch unter freiem Himmel mit gebührendem Abstand von mindestens 2 m, freundliches Winken, Nicken und Lächeln –  von der anderen Straßenseite aus. Unterschätzt das nicht!

Und noch etwas tröstet: Daß das Wissen um die Verbundenheit im Glauben nicht an der Anwesenheit in einem Raum, einer Kirche, nicht an physischer Nähe hängt. Wir sind durch den einen Geist Gottes miteinander verbunden, so sagt es der Apostel Paulus, egal, wo wir sind, in unseren Häusern, in den Krankenhäusern, den Heimen, in Itzehoe und Umgebung, in Kreis, Land und sogar in aller Welt. Und erkennen können wir diese Verbundenheit an all dem, was dieser Geist in uns wirkt, an den „Früchten“, die er bringt. Der Apostel Paulus nennt da unter anderem die Freundlichkeit, die Geduld – und die Liebe (Gal 5,2). Und die wiederum ist die Kraft in uns, die uns bewegt, auf das zu schauen, was den Mitmenschen nützt, für sie mit Verantwortung zu übernehmen. Und wenn das heißt Abstand zu wahren, dann ist eben genau das Liebe in Zeiten von Corona.

Pastorin Dr. Wiebke Bähnk