Pfingstsonntag fand der letzte von fünf Gottesdiensten im Autokino Itzehoe statt. Daß es diese Gottesdienste gab, war ein „Geschenk“ des Betreibers des Autokinos. Er war in einer Itzehoer Kirchengemeinde aufgewachsen, von einem Kollegen dort konfirmiert worden. Und bot ihm an, daß im Itzehoer Autokino doch auch Gottesdienste gefeiert werden könnten – unter Wahrung aller Abstandsregeln. Und in ihren eigenen Autos singen könnten die Teilnehmenden sogar auch!

Für viele, die diese Gottesdienste mitfeierten, in ihren Autos sangen, beteten, sich von den Filmausschnitten und ihren Auslegungen berühren ließen, waren das besondere Erfahrungen. Für mich als eine aus dem Kreis derer, die Gottesdienste mit vorbereiteten, auch. Während des Pfingstgottesdienstes ging mir durch den Kopf, daß ich nie vorher gedacht hätte, daß ich jemals an einem solchen Gottesdienst teilhaben würde, daß sich darin für mich eine im wörtlichen Sinne ungeahnte Möglichkeit zeigt.

Eine solche scheint mir besonders zu Pfingsten zu passen, zur Ausgießung des Heiligen Geistes auf die Jüngerinnen und Jünger. Keiner von ihnen wird vorher jemals gedacht haben, daß die Kraft des Geistes sie buchstäblich auf die Straße treiben würde, zur Verkündigung von Jesus Christus und zu einer Weise der Verkündigung, die offensichtlich von den Zuhörenden verstanden und aufgenommen wurde. Keine wird vorher geahnt haben, welchen Mut sie haben würden und schon gar nicht, welche Kreise diese Verkündigung einst ziehen würde. Pfingsten könnte man so auch als „Fest der ungeahnten Möglichkeiten Gottes“ bezeichnen, zu denen Er Menschen durch seinen Geist bewegen will und kann.

Der Zukunftsforscher Matthias Horx hat im Zusammenhang der Corona-Krise vorgeschlagen, die Haltung eines „Possibilisten“ einzunehmen, eines Menschen, der darauf schaut, was in den sich verändernden Umständen möglich ist und vor allem neu möglich wird. Diesen Begriff leihe ich mir einfach mal und übertrage ihn auf alle, die auf die Möglichkeiten Gottes schauen und mit ihnen rechnen. Auch damit, daß dieses eben vorher völlig ungeahnte und ungekannte Möglichkeiten sein können, daß sie auch das, was wir uns auszudenken vermögen, weit übersteigen können. Wenn wir denn der Kraft des Geistes vertrauen, die uns die Augen öffnet für die Fülle der Möglichkeiten Gottes, den Mut schenkt, sie wahrzunehmen, und die innere Haltung, sie in Gottes Sinn zu gestalten und zu leben. In diesem Sinne zu den „Possibilisten“ zu gehören, das wünsche ich uns allen – nicht nur in diesen Tagen.

Pastorin Dr. Wiebke Bähnk