In der Geschichte der Itzehoer Orgel erscheinen die Strömungen des Orgelbaus im norddeutschen Raum wie in einem Brennspiegel zusammengeblendet: kaum einer unter den namhaften Orgelbauern, der sich nicht auch in dieser Kirche hervorgetan hätte! Doch die Itzehoer Orgel wurde nicht nur von ihren Erbauern geprägt, sondern ebenso von ihren Spielern: Nur das Zusammenwirken der baulichen Entwicklung und der „Nutzung“ des Instruments lässt dessen Geschichte verständlich werden.
Die Geschichte der Itzehoer Orgel ist kaum denkbar, ohne auch die Kantoren zu erwähnen – und Thomas Selle war nicht der einzige, der hier musikalisch hervortrat.

1551 Erstmals wird ein Organist erwähnt. Um wen es sich handelte, weiß man nicht – und auch über die Beschaffenheit der damaligen Orgel ist nichts bekannt.

1562 Diese alte Orgel genügte nun nicht mehr ihrem Zweck. Einen Neubau führte Matthäus („Matze“) Mahn aus Buxtehude aus: nicht also einer der führenden Hamburger Orgelbauer aus der Tradition der Familie Scherer, sondern deren wichtigster, überregional arbeitender Konkurrent auf dem südlichen Elbufer. Die Orgel kostete 425 Mark lübisch, ein damals mittelhoher Betrag (die Orgel für Apenrade baute Mahn 1594 für 300 Mark, die Scherer-Orgel in Bordesholm kostete fast 1000 Mark).

1562 Für die neue, größere Orgel benötigte man einen neuen Spieler: Eingesetzt wurde Johannes Petri. Weshalb er 1565 nach Lüneburg wechselte (an die Kirche St. Michaelis, in der 135 Jahre später Johann Sebastian Bach als Chorschüler sang) und schon 1566 wieder nach Itzehoe zurückkehrte, erklären die historischen Dokumente nicht.

1586 Der Sohn folgte dem Vater nach: Ludwig („Lütke“) Petersen übernahm den Posten. In seine Wirkungszeit fallen die Itzehoer Arbeiten des Orgelbauers Hans Bockelmann, der mit seinem Sohn Christian damals auch die Dithmarscher Orgellandschaft prägte (Brunsbüttel, Hemme, Marne); möglich, dass diese Arbeiten schon wieder einem Neubau gleichkamen. Wie lange Petersen im Amt blieb, ist ungeklärt: über die Geschichte der Orgel zwischen etwa 1610 und 1630 hüllen sich die Quellen in Schweigen.

1631 Nachdem Wallensteins Truppen in den Steinburger Gebieten gewütet hatten, war eine größere Reparatur der Orgel nötig. Sie wurde von Hans Scherer d. J. ausgeführt. Erstmals ist also ein Hamburger Orgelbauer in St. Laurentii nachweisbar.

1633 Der Organist, dem Scherers Orgelumbau als erstem zugute kam, war Albert Schmidt. Seit wann er in Itzehoe wirkte, weiß man nicht. Nun, 1633, wurde sein Sohn Werner geboren, der sich später lateinisch „Fabricius“ nannte und seine Lebensstellung als Organist an der Leipziger Nikolaikirche fand: Gefördert durch den Leipziger Bürgermeister Christoph Pincker (Heinrich Schütz‘ Schwiegersohn), baute Fabricius die Leipziger Organistenszene zu einer norddeutschen Kolonie aus (sein Kollege an der Thomaskirche war u. a. Jacob Weckmann, der Sohn des Hamburger Jacobi-Organisten Matthias Weckmann). Kompositionen Fabricius‘ sind erhalten geblieben.

1635 Albert Schmidt zog nach Flensburg; dort war er zum Organisten an der Nikolaikirche berufen worden. Sein Nachfolger in Itzehoe wurde Nicolaus Harder; zu dessen Hochzeit 1637 hat Thomas Selle, seit 1634 Kantor in Itzehoe, ein virtuoses Hochzeitskonzert geschrieben („Der im Anfang den Menschen gemacht hat“).

1657 Im Krieg zwischen Dänemark und Schweden ging die Kirche in Flammen auf; die Orgel wurde zerstört. Der Organist Nicolaus Harder wurde auf seinem Posten weiter versorgt, auch ohne dass er dafür Dienst tat. Drei Jahre später wurde die Kirche neu geweiht; jahrzehntelang stand in ihr als Orgel jedoch nur ein Positiv, mit dem der Chor der Itzehoer Schule begleitet wurde.

1685 Endlich begannen die Arbeiten an einem Neubau der Orgel – durch Christian Koch aus Plön. Vier Jahre dauerten sie an, und schon nach zweien nahm ein Organist seinen Dienst auf: Johann Rogge, der bisherige Spieler des Orgelpositivs.

1689 Kochs Werk war vollendet: eine besonders große Orgel (3 Manuale und Pedal, 38 Register), die sich die Itzehoer 2953 Reichstaler kosten ließen (das 20-fache des jährlichen Organistengehalts). Doch war Johann Rogge in der Lage, dieses Instrument zu beherrschen? Ein Gutachtergremium wurde eingeladen, dies zu prüfen: die Organisten Otto Schmidt aus Rendsburg, Franz Heinrich Müller aus Glückstadt und Peter Heydorn aus Krempe. Sie erklärten Rogge für untüchtig, handelten aber kaum objektiv, denn einer der Gutachter, Peter Heydorn, übernahm anschließend selbst den Posten. Zum weiteren Schülerkreis des Hamburger Katharinenorganisten Jan Adam Reinken gehörig, ist er der erste Itzehoer Organist, von dem sich Werke erhalten haben, unter anderem im Umkreis Johann Sebastian Bachs. Doch schon nach vier Jahren war Heydorns Uhr abgelaufen: Weil er vorehelich ein Kind gezeugt hatte, wurde er nun selbst aus dem Amt gejagt. Später fand er in Uetersen eine neue Anstellung.

1693 Heydorns Nachfolger wurde Johann Conrad Rosenbusch: In Seebergen bei Gotha geboren (einen Steinwurf von Wechmar entfernt, der Wiege der Bach-Familie), hatte er in Erfurt den Unterricht des berühmten Johann Pachelbel genossen. Völlig unvermittelt trat er nun im Norden auf. Von den zahlreichen Kompositionen Rosenbuschs ist bislang nichts wieder entdeckt worden. In seiner Wirkungszeit kam es zu einem Konflikt mit dem Breitenberger Organisten Johann Kruse: Sie hatten so heftig um Fragen ihrer Kunst gestritten, dass Kruse den Degen zog; Rosenbusch jedoch hatte keinen dabei und wurde verletzt. Ein Zeichen für die Bedeutung des Organistenstandes: Einen Degen trug wahrlich nicht jeder.

1713 Die Kirche stürzte ein – baufällig nach den Geschehnissen des 17. Jahrhunderts, wohl nicht zuletzt aber auch unter der Last der großen Orgel. Die Folge: Eine neue, noch teurere Orgel konnte entstehen, eine der größten weit und breit (3 Manuale und Pedal, 43 Register, darunter ein 32′ im Pedal). 1718 begann Arp Schnitger von Neuenfelde aus mit den Arbeiten; die Fertigstellung erlebte er nicht mehr – 1719 starb er (seine Witwe musste noch bis 1725 auf die Bezahlung des ihr zustehenden Geldes warten). Das Werk vollendete Schnitgers Schüler Lambert Daniel Carstens – der wenig später die dänische Orgelkultur prägte. Carstens gehört neben der Glückstädter Familie Klapmeyer zu den ersten in der ansehnlichen Reihe von Orgelbauern, die im 18. Jahrhundert das Land Steinburg zu einem Zentrum des Orgelbaus machten.

1714 Wie drei Jahrzehnte zuvor, wurde vorsorglich der Organistenposten neu besetzt, noch ehe die Orgel fertig war: mit einem Schützling der Klosteräbtissin, dem blinden Johann Martin Nethe. Auch diese Personalentscheidung hatte jedoch nur kurze Zeit Bestand.

1716 Noch vor Fertigstellung der Orgel, begann Hinrich Zincks Itzehoer Zeit: Wie Nicolaus Bruhns aus Schwabstedt stammend (geboren 1677), hatte er zunächst in der Tönninger Garnisonskirche gewirkt, die nun verwaiste, und suchte einen neuen Posten. In Itzehoe wurde er nicht glücklich: Weil Stadt und Kloster um das Patronatsrecht der Laurentiikirche rangelten, wurde ihm (ebenso wie seinen Vorgängern) das Gehalt jahrelang nicht voll ausbezahlt. Zinck bemühte sich um eine neue Position; 1720 reiste er nach Hamburg, um am Probespiel um die Organistenstelle an St. Jacobi teilzunehmen. Er erhielt den Posten nicht – ebenso wie Johann Sebastian Bach, der auch unter den Bewerbern war (aber nicht am Vorspiel teilnahm). Erst 1723 glückte Zincks Wunsch nach einem Ortswechsel: Er zog nach Wilster. Dort entstand seine einzige erhaltene Komposition, 1758 im Husumer Orgelbuch seines Neffen Bendix Friedrich Zinck überliefert.

1723 Zincks Weggang bereitete mehr Mühe, als zuvor erwartet werden konnte. Nicht nur, dass die Patronatsrechtsfragen jederzeit wieder aktuell werden konnten; vielmehr starb der Kandidat, auf den die Wahl zunächst gefallen war, noch ehe er seinen Dienst antreten konnte: Hinrich Friedrich Scheel. Vieles hätte gepasst: Auch Vater und Onkel waren Organisten (in Garding und Lunden), mütterlicherseits hatte er Verbindungen in die Elbmarschen (nach Wilster), und offenkundig war er zudem Schüler Zincks, dessen Nachfolge er nun antreten sollte… Die Gemeinde musste sich erneut auf die Suche machen.

1724 Nun übernahm Paul Bruhns den Dienst, aus Kiel kommend. 1697 war er in Husum geboren worden – als Sohn von Georg Bruhns, der dort eben zuvor die Nachfolge seines Bruders Nicolaus angetreten hatte.

1734 In Paul Bruhns‘ Dienstzeit fällt eine erste umfangreichere Reparatur der Schnitger-Orgel; der ganz junge Orgelbauer Johann Dietrich Busch, der kurz zuvor erfolgreich in Flensburg (St. Marien) und in Schleswig (Dom) gearbeitet hatte, erhielt den Auftrag. Die Itzehoer Arbeiten gaben den Anstoß dazu, dass Busch sich dort sogar dauerhaft niederließ. Damit erreichte die Orgelbaukultur im heutigen Kreis Steinburg eine neue Etappe: Später führte Buschs Sohn Johann Daniel den Betrieb fort; daneben wirkte Johann Matthäus Schreiber in Glückstadt und Jürgen Andreas Mittelhäuser in Wilster.

1766 Die Nachfolge Bruhns‘ trat Johann Rudolph Schreiber an. 1728 geboren, stammte auch er aus einer Organistenfamilie: Sein Vater Johann Schreiber hatte den Posten in Hademarschen inne. Zu Schreibers Itzehoer Dienstantritt richtete der Orgelbauer Johann Daniel Busch (der den väterlichen Betrieb übernommen hatte) das Instrument neu ein. Schreiber verfügte offenkundig über weiträumige Beziehungen, wie sich „auf privater Ebene“ zeigt: Nach Itzehoe begleitete ihn seine Frau Friederica Louisa geb. Weilrath, Tochter des königlich dänischen Schlossverwalters in Nykøbing/Falster; schon bald nach der Ankunft in Itzehoe starb sie im Wochenbett. Schreibers zweite Frau war Elisabeth Catharina Gangeloff, Tochter des Perückenmachers aus Preetz, die 1786, nach 18 Ehejahren, an Schwindsucht starb. Catharina Benedicta Elisabeth Viether, Tochter eines Viehhändlers in Uetersen (der, am alten „Ochsenweg“ tätig, einem überaus krisensicheren Beruf nachging), überlebte ihren Mann; noch während des „Trauerjahres“ heiratete sie, mit königlichem Dispens ausgestattet, seinen Nachfolger. Ob sich in den genannten Ortsnamen auch ein weiteres künstlerisches Wirken spiegelt, ist nicht erkennbar.

1799 Friedrich Gerhard Christian Thombsen, der neue Organist, war Itzehoer; bei seiner Taufe 1759 hatten höchste regionale Würdenträger für ihn, den Sohn des Steinburger Amtsverwalters, die Patenschaft übernommen: der königliche Statthalter, Markgraf Friedrich Ernst von Brandenburg-Culmbach sowie der holsteinische Kanzler und der Steinburger Amtmann. Thombsen (der später den Vornamen Christian favorisierte) hatte zweifellos den Unterricht seines Vorgängers genossen; damit wurde eine Itzehoer Traditionskette begründet, die bis zu Alexander Kern (1946-1973) reichte. Zum 1. April 1821 bat er darum, von seinen Ämtern zurücktreten zu dürfen; er starb am 9. Oktober 1824.

1825 Die Nachfolge Thombsens übernahm dessen vorheriger Stellvertreter: (Johann) Wilhelm Apel. Geburts- und Sterbedatum sind nicht zu ermitteln, eine Verwandtschaft mit dem gleichzeitigen Kieler Nikolaiorganisten Georg Christian Apel (Verfasser des Schleswig-Holsteinischen Choralbuches von 1833) ist nicht nachzuweisen. Schon vor seinem Dienstantritt wirkte Apel in Itzehoe: als „Gesanglehrer“ an der Stadtschule.

1830 Erstmals wurde die Orgel durch Marcussen & Reuter aus Apenrade umgestaltet; jeweils im Abstand einer Generation (1863, 1896), ohne erkennbaren Zusammenhang zu den Berufungen neuer Spieler, führte die mittlerweile berühmte Orgelbaufirma ihre Arbeiten fort.

1840 Apel war ernstlich krank; er musste sich auf die Suche nach einem Stellvertreter machen – und fand ihn in dem Itzehoer Musiklehrer Heinrich Breyde, der in Wilster ausgebildet worden war. Breydes Interessen spiegeln sich in einer Sammelhandschrift mit Werken des jungen Orgelstars Alfred Hesse aus Breslau (1809-1863) und anderen Kompositionen; sie weisen ihn als einen Meister in der Beherrschung der Möglichkeiten aus, die Arp Schnitger einst mit der Itzehoer Orgel geschaffen hatte. Doch wenn Breyde sich Hoffnungen auf Apels Nachfolge machte, wurden sie jäh zunichte gemacht: Der Laurentii-Küster Leschen erschwerte ihm die Arbeit, indem er beispielsweise eine Registerkoppel ausbaute und so die Spielmöglichkeiten massiv einengte.
1843 Am 15. November schreibt Carl Leschen: „Die Nachricht von dem Hinscheiden des Herrn Organisten Apel, meines geliebten Lehrers im Orgelspiel, hat mich innig betrübt“; offenkundig war dieser kurz zuvor gestorben – wo, weiß man nicht. Nun bewarb sich Leschen „als einer seiner wenigen Schüler“ um Apels Nachfolge. Er stammte aus Itzehoe (geboren am 6. Juli 1808), hatte bei Apels langjährigem Stellvertreter Breyde das Klavierspiel gelernt und war der Laurentiikirche von Kindesbeinen an eng verbunden: Sein Vater Heinrich Christian Leschen wirkte an ihr als Küster, zudem als Schullehrer, und jahrelang hatte ihn die Sorge umgetrieben, nicht sein Sohn, sondern Breyde werde die Stelle erhalten. Carl (Johann Heinrich) Leschen wurde nun der erste „Seminarorganist“ in Itzehoe: Er hatte das Lehrerseminar in Tondern (Tønder) absolviert. Anders als für viele seiner Ausbildungskameraden bedeutete dies für ihn aber kein Schmalspurmusiker-Dasein: Sein Lehrer und Vorgänger Apel bescheinigte ihm ausdrücklich: „Außer seiner nicht gewöhnlichen Fertigkeit im Orgelspiele, wie auch in der obligaten Behandlung des Pedals, hat er sich besonders auch das Kirchliche in seinem Spiele anzueignen gewußt.“ Leschen komponierte groß angelegte Vokalfeiern zu den Synodalfeiern; auch Orgelkompositionen sind von ihm überliefert. Sein musikalisches Engagement spiegelt sich in einer umfangreichen Notensammlung, die er hinterließ: mit einem Spektrum, das von Orgelmusik über Streichquartette bis zu Männerchor-Noten reicht. Nach dem deutsch-dänischen Krieg 1864 verwandelte sich dieses musikalische Engagement jedoch in eine nebenamtliche Tätigkeit: Leschen wurde von seiner Lehrerausbildung „eingeholt“ und an der Mädchenschule beschäftigt – eine Aufgabe, von der er sich aber 1884 wieder pensionieren ließ. So übergab er seinem Nachfolger die Stelle wieder so, wie er sie angetreten hatte: als musikalisches Hauptamt. Leschen starb am 10. September 1900.

1899 Leschen, mittlerweile über 90-jährig, war von seinem Amt zurückgetreten; an der Auswahl seines Nachfolgers Ernst Dibbern war er dennoch beteiligt. Dibbern, geboren am 13. Februar 1866 in Mielkendorf bei Kiel, war Schüler Leschens, hatte am Hamburger Konservatorium studiert und daraufhin bereits als Stellvertreter seines Lehrers gewirkt. Dennoch galt er zunächst nur als Ersatzkandidat; das Feld derjenigen, die in Betracht gezogen wurden, verkleinerte sich jedoch durch Indiskretion, so dass endlich Dibbern doch in Betracht kam – und schließlich die „Itzehoer Orgeltradition“ noch weiter geführt wurde. Dibbern war einer der Initiatoren des Itzehoer Musikvereins, der unter seiner Leitung daraufhin zahlreiche große Chorwerke aufführte. Noch über seine Pensionierung (1935) hinaus blieb er im Itzehoer Musikleben aktiv, etwa als Chormitglied; Dibbern starb am 30.08.1953.

1905 Nach 185 Jahren erschien die Schnitger-Orgel, die im Lauf der Jahre manche Veränderung über sich ergehen lassen musste, nicht mehr zeitgemäß; sie wurde durch einen Neubau ersetzt, den Wilhelm Sauer, Frankfurt (Oder), durchführte. Dennoch wollte man sich vom vertrauten Anblick der Orgel nicht trennen; so blieb vom Bestand Schnitgers immerhin der Prospekt erhalten (sogar als während des Ersten Weltkrieges in vielen Orten Prospektpfeifen eingesammelt, eingeschmolzen und ihr Zinn der Waffenindustrie als Rohstoff zugeführt wurden, blieb Itzehoe verschont!). Das Instrument fiel – mit 41 Registern – geringfügig kleiner aus als sein Vorgänger.

1935 Dibbern, 68 Jahre alt, musste sein Amt räumen: Die mittlerweile straffer formulierte Pensionsgrenze von 65 Jahren hatte er längst überschritten. Als Nachfolger wurde Alfred Seefluth eingesetzt. Er stammte aus Kiel (geboren 28. November 1892) und kam aus Berlin-Buch nach Itzehoe. Sein Amt versah er nur bis 1940, als er (erst 47 Jahre alt und ohne ausdrückliche Begründung) in den vorzeitigen Ruhestand versetzt wurde. Als Nachfolger wurde Kurt Rienecker (Tönning, später Husum) ins Auge gefasst; zu einer Berufung kam es nie.

1940 Der Organistenposten stand während des Zweiten Weltkrieges somit verwaist da. Die Itzehoer Musiklehrerin Elisabeth Bauer (zeitweilig auch ihr Mann Waldemar) übernahmen interimistisch den Dienst.

1946 Mit Alexander Kern wurde ein weiterer Musiker der Itzehoer „Organistentradition“ an die Laurentiiorgel berufen. Am 6. Januar 1911 in Itzehoe geboren, kannte er sie schon lange; schon mit 12 Jahren hatte er an ihr erstmals seinen Lehrer Dibbern vertreten. Nach einem Kirchenmusikstudium am Johannesstift in Berlin-Spandau (bei Gerhardt Schwarz und besonders bei Ernst Pepping und Hugo Distler) war er als Organist nach Lauenburg/Pommern gezogen, wo ihn die Einberufung zum Kriegsdienst erreicht hatte. In den ersten Itzehoer Dienstjahren teilte Kern sich den Itzehoer Posten mit Margot Scherz aus Neuruppin, die dann jedoch nach Südafrika emigrierte. Kern hat sich mit zahlreichen Kompositionen hervorgetan, unter anderem „Ewig steht fest der Kirche Haus“ zur Wiedereinweihung der umgestalteten Kirche 1962. Nach seiner Pensionierung wirkte er in Bad Salzuflen und zog dann nach Cadenberge.

1973 Hartmut Bethke, groß geworden mit den Klängen der traditionsreichen Antonius-Wilde-Orgel in Wöhrden (Süderdithmarschen), trat nach seinem Studium in Lübeck die Itzehoer Stelle an. Ein besonders festlicher Anlass ergab sich 2000, als Arp Schnitgers Prospektpfeifen (nach fast einem Jahrhundert!) wieder für das Musizieren des Organisten klingend gemacht wurden.

Text bis hier: Prof. Dr. Konrad Küster, Universität Freiburg (konrad.kuester@muwi.uni-freiburg.de), nach Quellen des Landesarchivs Schleswig-Holstein, Schleswig (besonders Abt. 123 Nr. 3187), sowie des Stadtarchivs und der St. Laurentiikirche Itzehoe.

2011 Dörthe Landmesser übernimmt das Kantoren- und Organistenamt an St. Laurentii.