„Fürchtet euch nicht“, sagt der Engel zu den Frauen, als sie am Ostermorgen zum Grab Jesu kommen und es leer vorfinden. (Mt 28,5) „Seid getrost, fürchtet euch nicht“, so heißt es als Aufforderung an alle Gläubigen beim Propheten Jesaia. (Jes 35,4) Gar nicht so leicht, dieser Aufforderung nachzukommen. Grundsätzlich nicht und in diesen Tagen noch weniger. Es gibt erste Hoffnungszeichen beim Verlauf der Pandemie zumindest in Deutschland, erste Lockerungen im Alltagsleben. Aber es gibt auch Gründe zur Furcht. Ich kenne niemanden, der sich nicht zumindest ein klein wenig fürchtet vor den Auswirkungen dieser Zeit, vor den psychischen Folgen für viele Menschen, vor den zerstörten wirtschaftlichen Existenzen, auch vor europa- und weltweiten politischen Folgen. Unsere Welt verändert sich in nicht gekannter Weise, ohne daß wir auch nur ein Bild davon haben, wie sie nachher aussehen wird.

Was hilft gegen die Furcht? Da ist zum einen die Erfahrung von Solidarität und Verbundenheit. Daß in der Krise Menschen zusammenhalten, sich füreinander einsetzen, gemeinsam versuchen einen Weg hindurch zu finden. Ob das nun die ganz großen Solidaritäts-Aktionen wie das Konzert „One world together – at home“ sind oder die Bilder der kleinen Luz aus der Waldstraße in Itzehoe, mit denen sie Geld für Menschen sammelt, die sonst zur „Tafel“ gehen. Oder die zahllosen anderen Unterstützungsaktionen. Zur Solidarität gehört auch die Wahrnehmung von Verantwortung füreinander. Durch Hilfe, aber z.B. auch durch das Tragen von Masken, auch ohne Pflicht, einfach freiwillig verantwortlich. Da geht in Itzehoe noch mehr. Und es gibt so viele Menschen, die jetzt Masken nähen. Die sehen dann auch noch witzig aus. Und bringen ein Lächeln in den Tag. Auch das hilft gegen Furcht. Ein klein wenig zumindest.

Und dann hilft noch etwas gegen Furcht: Das Vertrauen auf Gottes Nähe und Begleitung auch und gerade in den heftigen Zeiten des Lebens, also jetzt. Der Beter des 23. Psalms, der seit Tausenden von Jahren Menschen Trost an schweren Tagen gegeben hat, drückt dieses Vertrauen so aus: „Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, so fürchte ich kein Unglück, denn Du bist bei mir. Dein Stecken und Stab trösten mich.“ Ein solches Wort zu beten, es ins Herz zu nehmen, kann wie eine Medizin für die Seele wirken, verschrieben gegen die Furcht. Versuchen Sie es einmal.

Pastorin Dr. Wiebke Bähnk

PS: An der Kirchenstraße vor St. Laurentii wächst ein „Baum der Ermutigung und Hoffnung“, an dem so manche Trost- und Mutworte „blühen“. Gerne können sie sich dort welche mitnehmen. Für sich und für andere zum Weitergeben!