„Und es geschah, als Jesus die Jünger segnete, schied er von ihnen und fuhr auf gen Himmel.“ (Lk 24,51) Heute ist Christi Himmelfahrt. Wir hören von einem Abschied, einer Trennung. Jesus trennt sich von seinen Jüngerinnen und Jüngern, ist nicht mehr bei ihnen, sichtbar, hörbar, greifbar. Dieser Abschied wird sie geschmerzt haben, dieser Abstand zwischen Erde und Himmel, den sie nun aushalten mussten. Wie bitter Trennung und Abstand sein können, erfahren viele von uns in diesen Tagen, in den Senioren- und Pflegeheimen, in den Krankenhäusern, dort, wo Familienmitglieder sich nicht sehen, nicht einmal in Krankheit und Sterben begleiten können.

Im Zeichen des Abschieds könnte Christi Himmelfahrt ein bitteres, trauriges Datum sein. Aber die Himmelfahrt steht in der Spannung zwischen Weggehen und Bleiben, zwischen Trennung und bleibender Nähe Jesu Christi. Denn der, der da gen Himmel fährt, verspricht zugleich: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ (Mt 28,20) Nicht in der Weise, wie er es vorher war. Sondern durch die Kraft seines Heiligen Geistes: „Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird“, so sagt Jesus es allen Jüngern zu. Und denen, die in seinem Namen zusammen kommen, die sich vom Geist Gottes rufen lassen, verspricht er: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, bin ich mitten unter ihnen.“ (Mt 18,20)

Himmelfahrt heißt also: Jesus Christus geht auf die eine Weise weg, um auf eine andere bei uns bleiben zu können. In unserer Gemeinschaft, durch seinen Heiligen Geist, der in uns so wunderbare Dinge wirkt wie die Freude, die Freundlichkeit, den Frieden und, nicht zu vergessen, die Liebe. Der Philosoph Sören Kierkegaard hat gesagt: „Das mächtigste Wort, welches je ein Mensch gesagt hat, ist das Wort des Liebenden: Ich bleibe.“ Jesus Christus hat das zu uns gesagt. Und wir können es sagen und leben aus der Kraft seines Geistes. In diesen Tagen wird unser „Bleiben“ bei Menschen, die uns anvertraut sind, die zu uns gehören, oft anders aussehen als sonst, werden wir nicht beisammen sein an einem Ort, uns nicht ansehen können, nicht die Hand halten. So weh das tut, wir dürfen hoffen, daß auch unser „Bleiben“ in Gedanken, in Worten am Telefon, geschriebenen Zeilen, im Gebet, in tausend kleinen Zeichen ausdrückt, daß Abstand und Nähe, Trennung und bleibende Verbundenheit tatsächlich zusammen kommen können. Nicht nur im Himmel, auch auf Erden.

Pastorin Dr. Wiebke Bähnk