Zwei Apfelbäumchen haben wir gepflanzt. An der Südseite der St. Laurentii-Kirche, wo sie Sonne bekommen. Die Bäume sind ein Geschenk des Kirchenkreises an die Innenstadtgemeinde. So wie wir haben am Sonntag viele Gemeinden, Kindergärten und andere kirchliche Einrichtungen einen oder zwei Bäume geschenkt bekommen. Danke! Für mich ist es das erste Mal, daß ich einen Apfelbaum pflanze. Ich male mir sofort aus, wie wunderschön die Bäumchen blühen werden. Und denke daran, daß nichts so lecker schmeckt wie ein gedeckter Apfelkuchen. Bis es so weit ist, dauert es aber vermutlich noch einige Zeit. Doch der Anfang ist gemacht.

Einen Apfelbaum zu pflanzen, natürlich auch einen anderen Obstbaum, macht einfach Freude. Weil in dem Bäumchen eine Verheißung liegt. Was heute gepflanzt, gepflegt und gehegt wird, kann morgen mit seinen Blüten meinen Tag verzaubern, kann übermorgen Frucht tragen. Und das oft sogar für richtig viele Menschen. In einem Apfeljahr können Gärtner davon ein Lied singen, wie vielen Freunden und Nachbarn sie Äpfel schenken, Apfelgelee oder Saft. Wenn ich einen Apfelbaum pflanze, kann es auch geschehen, daß ich selbst keine der Früchte mehr genieße. Daß sie erst denen schmecken, die nach mir kommen, meinen Kindern, Enkeln, Urenkeln. Dass erst sie im Schatten seiner Krone sitzen oder ihre Schaukel an den stärksten Ast hängen. In dem Bäumchen liegt also auch die Fürsorge für die kommende Generationen, für ein lebenswertes Morgen.

In einer Zeit großer Krise, als das Volk Israel nach Babylon weggeführt war, fernab der Heimat und unglücklich im Exil, forderte der Prophet Jeremia die Israeliten auf: Pflanzt Gärten und esst ihre Früchte. Eine Lebensgrundlage sollten sie sich dort schaffen, zugleich damit Verantwortung für die Stadt, in der sie nun lebten, und die Menschen dort übernehmen: Suchet der Stadt Bestes und betet für sie zum Herrn; denn wenn’s ihr wohlgeht, so geht’s euch auch wohl, (Jer 29,7) so werden die Israeliten aufgefordert. Einen Garten haben wir (noch) nicht gepflanzt. Aber zwei Apfelbäumchen sind schon mal ein Zeichen für die Bereitschaft. Verantwortung zu übernehmen. Für ein kleines Stückchen Lebensraum im wahrsten Sinne des Wortes, Lebensraum mitten in der Stadt, in dem Menschen aufatmen, Ruhe finden und, ja, Nahrung für die Seele und den Leib. Und nicht nur Menschen, auch Insekten – nicht zu vergessen.

Und nicht zuletzt sind die Bäumchen noch etwas: Zeichen der Hoffnung. Darauf, daß Gott das, was wir säen und pflanzen, wachsen lässt: Wir pflügen und wir streuen den Samen auf das Land, doch Wachstum und Gedeihen liegt in des Himmels Hand, so haben wir es alle Jahre an Erntedank gesungen (und dieses Jahr gehört). Und daß Er uns auch jetzt mitten in der Krisenerfahrung unserer Zeit ein Morgen eröffnen will. Den Israeliten, die ihre Gärten pflanzten, sagt Gott zu: Ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe: Gedanken des Friedens und nicht des Leides, daß ich euch gebe Zukunft und Hoffnung. (Jer 29,11) Darauf dürfen wir auch getrost hören. Und hoffen.

Pastorin Dr. Wiebke Bähnk

Foto: Kristina Mehlert (NR)