„Ich aber, Herr, hoffe auf dich und spreche: Du bist mein Gott. Meine Zeit steht in deinen Händen.“ (Psalm 31,15f)

Auch zum Jahreswechsel werden wir leider keine Gottesdienste in St. Laurentii gemeinsam feiern können. Darauf zu verzichten ist für uns ein Gebot der Rücksicht und Vorsicht im Blick auf die hohen Infektionszahlen und ein Zeichen der Solidarität mit den Pflegekräften, den Medizinerinnen und Medizinern und den zahllosen anderen Menschen, deren Leben in unterschiedlichster Weise von den Auswirkungen der Pandemie beeinträchtigt ist. Dennoch können wir uns verbunden fühlen: So sehr wir die reale Gemeinschaft an einem Ort vermissen – wo auch immer wir jetzt sind, wir sind und bleiben im Heiligen Geist verbunden, können gemeinsam auf die Worte der Bibel hören und zusammen beten. Eine Lese-Andacht zum Altjahrsabend finden Sie auf dieser Seite, eine Audio-Andacht zum Neujahrstag können Sie morgen ebenfalls auf dieser Seite hören. Und wer mag, findet hier noch ein Gebet zum Jahreswechsel:

Du, unser Gott, treu und gnädig,
wir stehen an einem Jahreswechsel, wie ihn noch keiner von uns erlebt hat.
Ein Virus hat unser Leben verändert.
Vieles, was uns wichtig und vertraut ist, ist nicht möglich.
Viele von uns sind einsam, treffen kaum andere Menschen.
Wir sind in Sorge um unsere Familien, Freunde, Nachbarn, Mitmenschen in unserer Stadt, in unserem Land und an den vielen Orten, an denen Menschen sich noch viel schwerer vor Ansteckung schützen können.
Wir sehen die Einsamkeit der Menschen in den Senioren- und Pflegeheimen.
Wir hören von den vielen Erkrankten und Gestorbenen, von vielen, die allein sterben müssen.
Wir trauern mit Menschen, die nahe und liebe Menschen verloren haben.
Wir sehen die tiefe Erschöpfung der Pflegekräfte in Krankenhäusern und Seniorenheimen, der Ärztinnen und Ärzte, wir sehen die Überforderung vieler Mitarbeitender in Gesundheitsämtern, auch der Entscheidungsträger in der Politik.
Viele von uns sind selbst erschöpft und traurig.
Wir stehen fassungslos vor der lauten Minderheit, die noch immer leugnet, was doch schon so viel Leid und Traurigkeit gebracht hat, Rücksicht, Solidarität und Mitmenschlichkeit verweigert.
All das klagen wir Dir, Du, unser Gott.

Du, unser Gott, voller Barmherzigkeit
In allem, was uns bedrückt, sehen wir aber auch die vielen Formen der Hilfe und Unterstützung, die Menschen in Familie, Freundeskreis, Nachbarschaft, aber auch unbekannte, einander geben.
Wir sehen die zahllosen Zeichen der Mitmenschlichkeit und Barmherzigkeit, der Freundlichkeit, Verbundenheit und Solidarität.
Wir sehen die aufopfernde Arbeit der Pflegekräfte, der Medizinerinnen, der Wissenschaftler, der politischen Entscheidungsträger.
Wir sehen die vielen Momente der Freude, die Menschen einander bereiten, durch Musik und Briefe, durch Anrufe und jedes kleine Zeichen der Hoffnung.
Wir sehen den Beginn der Impfungen bei den ältesten Mitmenschen in unserem Land, denen unser besonderer Schutz gelten muss.
Für all das danken wir Dir, Du, unser Gott.

Du, unser Gott, Quelle des Lebens und unserer Hoffnung,
wir legen das Jahr zurück in Deine Hände, in denen all unsere Zeiten geborgen sind.
Das neue Jahr nehmen wir aus Deinen Händen entgegen.
Und bitten Dich aus tiefstem Herzen:
Erfülle uns mit Deinem Heiligen Geist, dass wir mit Kraft, Liebe und Besonnenheit mit den Herausforderungen des kommenden Jahres umgehen, schenk uns die Gaben der Geduld und der Langmut für die weite Wegstrecke, die vor uns liegt.
Lass uns als Deine Kinder leben, die barmherzig sind wie Du es als “Vater im Himmel” zu uns bist. Mach unsere Herzen stark, daß wir widerstehen, wo Rücksichtslosigkeit und Egoismus um sich greifen, mache unsere Herzen warm und weich, dass wir spüren, wo wir gebraucht werden und weitergeben, was Du uns schenkst: Deine Barmherzigkeit und Liebe.
Erfülle uns mit Glauben, Hoffnung und Liebe. Mit der Gewissheit, dass Du an unserer Seite gehst, uns gnädig und treu zugewandt bist und bleibst, jetzt und alle Tage, dass wir getröstet, gestärkt und sicher auch in dieses neue Jahr gehen können.
Amen